Standortspezifische Sicherheit: Wenn Abrissarbeiten auf Protokolle für unter Spannung stehende Energieanlagen treffen

Die sichere Durchführung von Abbrucharbeiten hat stets höchste Priorität. Auf aktiven Baustellen sehen sich Bauunternehmen jedoch häufig mit widersprüchlichen Arbeitsschutzbestimmungen konfrontiert. Die Vereinbarkeit zweier solcher paralleler Systeme kann sich als die größte Herausforderung des gesamten Projekts erweisen.

Luftaufnahme von zwei Abrissbaggern mit großer Reichweite, die eines der Gebäude auf dem Gelände abreißen. Abriss des ehemaligen Mercury Southdown Kraftwerks in Auckland, Neuseeland. (Foto: Ward)


Die zweite Phase des Abrisses des ehemaligen Kraftwerks Mercury Southdown in Auckland, Neuseeland, stellte für Ward Demolition eine Hochrisikosituation dar, da während der gesamten Arbeiten umfangreiche, noch in Betrieb befindliche Infrastrukturanlagen vorhanden waren.

Doch abgesehen von den technischen Anforderungen an den Rückbau einer Kraftwerksanlage in der Nähe wichtiger elektrischer Anlagen bestand die größte sicherheitstechnische Herausforderung des Projekts darin, zwei parallele Gesundheits- und Sicherheitssysteme miteinander in Einklang zu bringen – eines, das durch die Erfordernisse des Abrisses geprägt ist, das andere durch die Realitäten der Stromerzeugung.

Anstatt diese Unterschiede als unvereinbar zu betrachten, sah Ward das Projekt als Chance für eine detaillierte Beratung mit dem Kunden, um dort Gemeinsamkeiten zu finden, wo die Verfahrensanforderungen zunächst auseinandergingen. Das Ergebnis war ein Projekt, das nicht nur eine sorgfältige Sicherheitsplanung, sondern auch den Wert eines offenen Dialogs, kulturellen Bewusstseins und gegenseitigen Respekts unter Beweis stellte.

Unter der Leitung von Projektmanagerin Jyoti Jain und Bauleiterin Bayleigh Ward bestand das Team vor Ort aus mehr als 20 Arbeitern, die nach Wards Abbruchverfahren arbeiteten und gleichzeitig die für unter Spannung stehenden elektrischen Anlagen geltenden Protokolle des Energiesektors beachteten.

Das Projekt wurde ohne Gesundheits- und Sicherheitsvorfälle mit Beteiligung von Arbeitern oder der Öffentlichkeit abgeschlossen – ein direktes Ergebnis der Zusammenarbeit beider Parteien.

Zwei Sicherheitskulturen, ein gemeinsames Ziel

Das Projekt erforderte von Anfang an eine sorgfältige Abstimmung zwischen den vom Kunden vorgegebenen Protokollen für die laufende Instandhaltung von Kraftwerken und den Gegebenheiten einer stillgelegten, aber immer noch gefährlichen Abrissumgebung. In manchen Bereichen war diese Abstimmung unkompliziert, in anderen erforderte sie sorgfältige Verhandlungen.

Ein Arbeiter auf der Baustelle mit einem Hochleistungsbagger Ein früher Diskussionspunkt im Rahmen des Projekts war die Anwesenheit von Maschinenbeobachtern. (FOTO: Ward)


Ein früher Diskussionspunkt war der Einsatz von Maschineneinweisern. Während dies auf Baustellen unter Spannung steht – wo Geräte wie Hubarbeitsbühnen oder Gabelstapler in der Nähe von unter Spannung stehenden Anlagen eingesetzt werden – Standard ist, erwies sich dieser Ansatz bei Abbrucharbeiten als problematisch.

Wards Standardverfahren beschränkt die Anzahl der am Boden positionierten Einweiser in der Nähe von Baumaschinen, um das Risiko versehentlicher Berührungen zu minimieren. Nach einer Überprüfung und Beratung einigten sich beide Teams auf ein modifiziertes Vorgehen: Einweiser werden weiterhin dort eingesetzt, wo es elektrisch relevant ist (z. B. bei Hubarbeitsbühnen), jedoch nicht routinemäßig bei Abbruchbaggern, da dies die Gefährdung am Boden erhöhen könnte.

Ein weiterer wichtiger Bereich der Zusammenarbeit war der Umgang mit großen Bauteilen. Die generelle Richtlinie des Auftraggebers gegen herabfallende Lasten spiegelte die Risiken unkontrolliert herabfallender Gegenstände in in Betrieb befindlichen Kraftwerksumgebungen wider.

Im Gegensatz dazu sind kontrollierte Abseilverfahren – in definierte, abgesperrte Bereiche – bei Abbrucharbeiten mitunter die sicherere Option, da sie die Risiken im Zusammenhang mit Kranarbeiten, Seiltechnik oder längeren Arbeiten in der Höhe verringern. Um beiden Perspektiven gerecht zu werden, prüfte das Team die Methoden fallweise.

Während beispielsweise einige Bauteile mit Wards üblicher Methode sicher abgelassen werden konnten, wurden kritische Strukturen wie die Kesselabzüge und der Schornstein mit Hilfe von Kränen und Hochleistungsbaggern entfernt, um das Vibrationsrisiko in der Nähe der aktiven Infrastruktur zu minimieren.

Ein Mobilkran hebt einen Silotank im Werk an. Ward und der Auftraggeber entschieden im Einzelfall, welche Bauteile abgerissen und welche mit einem Kran abgesenkt werden mussten. (FOTO: Ward)

Sich anpassen, ohne die Prinzipien zu kompromittieren

Nicht alle Anpassungen betrafen Ausrüstung oder Verfahren – manche betrafen die Kleidung. Die vom Kunden für unter Spannung stehende elektrische Bereiche geltenden Störlichtbogenschutznormen schrieben vor, dass alle Mitarbeiter Störlichtbogen-Schutzanzüge der Schutzklasse 11 CAL tragen mussten.

Während der Wintermonate hielt sich Wards Team vollständig an die Vorgaben. Doch mit fortschreitendem Sommer und zunehmender körperlicher Anstrengung traten erste Anzeichen von Hitzeerschöpfung und Dehydrierung auf.

Nach Absprache mit dem Kunden über die Risiken einigten sich beide Parteien darauf, die Anforderungen für Bereiche ohne Stromanschluss anzupassen. Die Lösung – langärmlige, gut sichtbare Kleidung, die besser an Klima und Aufgaben angepasst war – ermöglichte es dem Abbruchteam, Sicherheit und Komfort zu gewährleisten, ohne das Risikomanagement zu beeinträchtigen.

Diese Anpassungsbereitschaft – auf beiden Seiten – wurde zu einem prägenden Merkmal des Projekts. Der Auftraggeber brachte bewährte und etablierte Verfahren mit. Ward steuerte branchenspezifische Erfahrung im Abbruchbereich und Einblicke in die für die Branche typischen Risikoverhaltensweisen bei. Anstatt ein System dem anderen aufzuzwingen, entwickelte das Projektteam einen hybriden Ansatz, der auf die besonderen Gegebenheiten des Standorts zugeschnitten war.

Ein Arbeiter führt Heißschneidarbeiten im Inneren des Werks durch. Die korrekte Schutzausrüstung war unerlässlich, um Hitzeerschöpfung, Müdigkeit und Dehydrierung vorzubeugen. (FOTO: Ward)

Unterstützung über den Standortumfang hinaus.

Parallel zu diesen operativen Herausforderungen erkannte Ward, dass das Wohlbefinden der Arbeiter über die physische Sicherheit hinausgeht.

Während des Projekts machten sich die wirtschaftlichen Belastungen im Zusammenhang mit der Krise der Lebenshaltungskosten in Neuseeland im gesamten Bausektor deutlich bemerkbar – einer Branche, die bereits mit der höchsten Selbstmordrate des Landes in Verbindung gebracht wird.

Ward reagierte mit praktischer, mitarbeiterorientierter Unterstützung. Neben Kurzschulungen zu psychischer Gesundheit und dem Thema Hilfesuche erhöhte das Unternehmen die Häufigkeit bezahlter Teamessen und bot Mitarbeitern, die finanzielle Schwierigkeiten hatten, direkte Unterstützung an.

Das Unternehmen knüpfte an seine landwirtschaftlichen Wurzeln an und verteilte Fleischpakete und Obst und Gemüse in größeren Mengen an Mitarbeiter mit größeren Familien. Diese einfachen Maßnahmen trugen dazu bei, die persönliche Belastung zu reduzieren und bestärkten das Unternehmen in seiner Überzeugung, dass Sicherheit auch emotionales und finanzielles Wohlbefinden umfasst.

Sichere Ergebnisse, gemeinsames Lernen

Technische Risiken blieben ein ständiges Thema. Einmal musste das Team ein Bauwerk abreißen, das sich in weniger als 3 Metern Entfernung von unter Spannung stehenden 11-kV-Leitungen befand.

Freileitungen und die Nähe zu einer unter Spannung stehenden Hochspannungsschaltanlage führten zu zusätzlichen Einschränkungen im gesamten Arbeitsbereich. Schwingungsüberwachung, Hebeplanung, Sperrzonen und Kommunikationsprotokolle wurden implementiert, um die Gefahren zu minimieren. Der Erfolg des Projekts – gemessen an seinem unfallfreien Abschluss – war jedoch nicht allein den technischen Maßnahmen zu verdanken. Er resultierte aus der gelungenen Zusammenarbeit beider Organisationen.

Wie Ward in seinen Projektreflexionen feststellte: „Was für einen Beruf sicher ist, ist manchmal nicht unbedingt die sicherste Option für einen anderen.“

Bei der Abwicklung des Southdown-Projekts haben sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer bewiesen, dass Sicherheit nicht nur ein fester, durchzusetzender Standard ist, sondern eine gemeinschaftliche Praxis, die auf die realen Gegebenheiten vor Ort eingehen muss.

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